Google Analytics 4 vs. HubSpot: Warum die Zahlen abweichen
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Wer mit Hubspot und Google Analytcs 4 (GA4) Website-Traffic analysiert und Interaktionen misst, kennt das Problem: Die Zahlen in Google Analytics und HubSpot stimmen oft nicht überein. Was auf den ersten Blick wie ein Fehler wirkt, hat jedoch mit den unterschiedlichen Messlogiken der beiden Systeme zu tun. Wir erklären dir warum die Daten auseinanderlaufen und wie man sie richtig interpretiert.
TL;DR: GA4 misst ereignisbasiert und ordnet Interaktionen Sessions zu; HubSpot ist CRM‑getrieben und bewertet Quellen/Kampagnen stärker. Dadurch entstehen systematische Abweichungen. Statt die Zahlen krampfhaft "gleichziehen" zu wollen, sollten beide Perspektiven bewusst getrennt und komplementär genutzt werden.
Messlogiken im Kern
GA4 (Webanalyse, event‑basiert): Jede Interaktion ist ein Event; Sessions fassen Events in Zeitfenstern zusammen. Standard‑Sitzungs‑Timeout: 30 Minuten Inaktivität.
HubSpot (CRM/Attribution): Fokus auf Sitzungen mit eindeutiger Quelle/Kampagne sowie Kontakten/Leads. Sessions können bei Quellen‑ oder Kampagnenwechsel innerhalb kurzer Zeit "splitten" (Session‑Split), was die Sitzungszahl erhöht.
So definiert GA4 eine Session
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Start: bei erstem Seitenaufruf ohne aktive Session (Event
session_start). -
Ende: nach 30 Minuten Inaktivität (einstellbar).
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Wichtig: In GA4 führt weder ein Tageswechsel noch ein Kampagnenwechsel automatisch zu einer neuen Session. Eine Session kann über Mitternacht hinausgehen.
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Quelle in GA4: Die Session‑Quelle (session_source/medium) wird beim Start festgelegt und bleibt für die Session gleich. Ereignisse können jedoch event‑bezogene Source/Medium‑Werte tragen (z. B. wenn jemand während der Session über einen Newsletter‑Link zurückkehrt). Die Session bleibt trotzdem eine Session.
Beispiel (GA4): Bob kommt über Google (Session 1). 20 Minuten später klickt Bob in einem Newsletter auf einen Link zurück zur Website. GA4 bleibt bei Session 1. Die event‑bezogene Quelle des zweiten Aufrufs kann "Email/Newsletter" sein, die Session‑Quelle bleibt aber die ursprüngliche.
So definiert HubSpot eine Session
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Start/Ende: ebenfalls typischerweise 30 Minuten Aktivitätsfenster.
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Session‑Split bei neuem "Session Campaign"/Quellenwechsel: Kommt ein Besucher innerhalb kurzer Zeit erneut, aber mit anderer Quelle/Kampagne (z. B. UTM‑Wechsel), startet HubSpot eine neue Session – auch wenn insgesamt weniger als 30 Minuten vergangen sind.
Beispiel (HubSpot): Bob besucht die Website via Google (Session 1). 20 Minuten später klickt X auf einen Newsletter‑Link und landet erneut auf der Seite. HubSpot zählt Session 2 (neue Quelle/Kampagne), obwohl die Zeitspanne kurz ist.
Folge: HubSpot weist in Multi‑Channel‑Journeys tendenziell mehr Sessions aus als GA4.
Weitere, oft übersehene Unterschiede
Users vs. Kontakte
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GA4 "Users" = standardmässig Active Users (engagierte oder erstmalige Nutzer). Das kann höher/niedriger ausfallen als "Total Users".
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HubSpot arbeitet auf Kontakt‑Ebene (eindeutige E‑Mail-Adresse), daneben gibt es Besucher/Sessions. Reports mit Kontakten/Deals sind daher nicht 1:1 mit GA4‑Nutzern vergleichbar.
Consent & Datenlücken
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Consent Mode v2 (Google):
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Basic: Tags feuern erst nach Consent – davor keine Pings.
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Advanced: sendet cookielose Pings ohne Einwilligung; Google modelliert Verhaltens‑/Conversion‑Lücken.
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HubSpot‑Cookie‑Banner: Bis zur Zustimmung wird HubSpot‑Tracking (je nach Konfiguration) begrenzt. Unterschiedliche Banner‑Einstellungen führen zu abweichender Datenbasis zwischen Tools.
Bots & Filter
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GA4 schliesst bekannte Bots/Spiders automatisch aus (IAB‑Liste), Unbekanntes kann aber durchrutschen.
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HubSpot bietet Bot‑Filter (Traffic‑Analytics, E‑Mail‑Analytics). Unterschiedliche Filter‑Settings ⇒ unterschiedliche Zahlen.
Zeiträume, Zeitzonen, Mitternacht
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GA4: Eine Session läuft über Mitternacht weiter; Reports basieren auf der Property‑Zeitzone.
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HubSpot: Konto‑/Benutzer‑Zeitzonen‑Einstellungen beeinflussen Reportzeiten. Nicht synchronisierte Zeitzonen sorgen für sichtbare Differenzen.
Kanal‑/Kampagnenlogik
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GA4: Channel Groupings (Default/Custom), Auto‑Tagging (gclid/gbraid) für Google Ads.
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HubSpot: "Sources" orientieren sich stark an UTM‑Parametern und integrierten Netzwerken; "Original Source" vs. "Latest Source" für Kontakte. Unterschiedliche Klassifikationen ⇒ andere Attribution.
Datenverarbeitung & Schwellenwerte
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GA4: kann sehr kleine Zahlen ausblenden oder fasst sie zusammen, damit einzelne Nutzer nicht rückverfolgbar sind ⇒ Thresholding
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HubSpot: kann Analytics nachträglich re‑prozessieren (z. B. Merge von Sessions, aktualisierte Original Source). Historische Zahlen können sich daher leicht ändern.
Reporting‑Empfehlung: Ergänzung statt "Gleichziehung"
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HubSpot für Attribution & Pipeline‑Nähe: Welche Quellen/Kampagnen erzeugen Kontakte/Deals? Kanal‑Effizienz, Lead‑Qualität, Lifecycle.
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GA4 für Nutzerverhalten & UX/Conversion: Seitenleistung, Klickpfade, Events/Key Events, Trichter.
Leitgedanke: Beide messen Unterschiedliches – nutze beide Perspektiven bewusst.
Fazit
Zahlendifferenzen sind normal und erklärbar: GA4 optimiert für Verhaltensanalyse, HubSpot für Attribution/CRM. Wer beide Welten korrekt einordnet, erhält ein vollständigeres und realistischeres Bild der digitalen Performance – ohne frustrierende "Äpfel‑mit‑Birnen"‑Vergleiche.